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Mit Eierspeise und Papas Genen auf dem Weg zur EM

12.11.2018

Mädchentraum Gewichtheberin: Die Rumerin Victoria Steiner sorgt österreichweit für Furore. Mit 13 Jahren hat sie ihre Karriere noch vor sich.

 

Die Hanteln fallen wie Zahnstocher im Keller des Kindergartens zu Boden. Victoria Steiner schuftet im Trainingszentrum des KSV Rum, während ihre Altersgenossen am Badesee liegen. Fünf Wiederholungen, dann eine kurze Verschnaufpause. Die 13-Jährige hat ein Ziel vor Augen, sie will noch stärker werden.

 

Dabei ist die Tiroler Gewichtheberin jetzt schon die Stärkste im Land: „Bei der Staatsmeisterschaft habe ich Gold im Reißen und im olympischen Zweikampf geholt“, erzählt die Schülerin des Gymnasiums Kettenbrücke im blauen Trainingsanzug und tupft sich mit einem Handtuch Schweiß von der Stirn. Im Stoßen (Hantel zuerst zum Hals und in einem zweiten Zug über den Kopf) wurde sie Vize-Staatsmeisterin. Von der Jugend- bis zur allgemeinen Klasse hält sie über 90 Tiroler Rekorde.

 

„Sie hat sehr viel Potenzial und noch zehn oder 15 Jahre vor sich“, sagt Trainer Werner Uran über den Rumer Rohdiamanten. Papa Harald Steiner, Obmann des KSV Rum und einst selber Gewichtheber, strahlt wie ein Schneekönig, wenn er seine Tochter in Aktion sieht. „Sie hat meine Gene, eine bullige Statur, perfekt zum Gewichtheben“, meint der 45-Jährige. An seine Bestmarke im Stoßen (200 kg) kommt sie wohl nicht heran (85 kg), in puncto Ehrgeiz ist sie dem Papa aber ebenbürtig. „Im September fahre ich zur EM in den Kosovo“, sagt das Mädl verschmitzt lächelnd. Als Belohnung gibt es ein paar Tage schulfrei und „hoffentlich eine Top-Platzierung“.

 

Während andere die Sommerferien gemütlich angehen, wird sie fünfmal pro Woche im Kraftraum stehen. Wie ihre Konkurrentin, die Niederösterreicherin Sarah Fischer (16), will sie es einmal bis zu den Olympischen Spielen schaffen. Dass Gewichtheben kein typischer Frauensport sei, ist Steiner egal – sie fand über Rhythmische Sportgymnastik und Skeleton den Weg zu den Gewichten. „Es macht sehr viel Spaß. Ich wollte einfach etwas anderes machen.“ Gemeinsam mit ihrer Rumer Freundin Anna Lamparter (13), die kürzlich ebenso den Sprung ins Nationalteam schaffte, sowie den Burschen Florian Barth und Max Uran spornen sie sich zu Höchstleistungen an.

 

Zur Belohnung gehe es nach den Wettkämpfen in ein Fast-Food-Restaurant. Kleine Sünden eines Kraftpakets, das so gar nicht ans Kalorienzählen denkt. „Ich esse alles, was mir schmeckt. Am liebsten mag ich Eierspeise“, so Steiner. Und die Gegnerinnen verputzt sie quasi zum Frühstück ...